Sonntag, 19. Juli 2009


Anfang des 19.Jahrhunderts begann in Deutschland die Epoche des Vormärz.
Diese unterteilt sich in der Literatur wiederum in zwei eigenständige Literaturcharaktere, das Junge Deutschland (1830 – 1835 ) und den eigentlichen Vormärz ( 1815 – 1848 ). Die gesamte literarische Epoche des Vormärz endete 1848 mit der Märzrevolution.


Literatur des Jungen Deutschland:

1819 wurde für die Staaten des Deutschen Bundes eine Vorzensur eingeführt, die alle Texte betraf, die weniger als 320 Seiten hatten. Zeitungen, Zeitschriften und einige Bücher waren nun für die Bevölkerung nicht mehr zugänglich. Es sollte keine Kritik an den politischen Verhältnissen, an der Regierung oder dem Adel ausgeübt werden.


Lyrik

Ein bedeutender Dichter der Epoche war Heinrich Heine, dessen Buch der Lieder 1827 erschien. In diesem Werk sind alle seine frühen Gedichte zusammengefasst. Seine Gedichte zeichneten sich durch Liedhaftigkeit und metrische Einfachheit aus. Sie hatten keine Überschriften und Heine verwendete meist die Strophenform der Volksliedstrophe. Seine Themen bezogen sich sehr häufig auf unerfüllte und unerreichbare Liebe.


Epik

Die Epik war für die jungdeutschen Schriftsteller die bevorzugte Gattung für ihre Werke. Sie konnten sich durch die Regelfreiheit am besten an ihre verschiedenen Inhalte anpassen.
Einen Höhepunkt stellte die Reiseliteratur dar. Heinrich Heines Reisebildersammlung hatte eine informierende und unterhaltende Funktion, jedoch sollte sie auch zur politischen Aufklärung dienen. Sein bedeutenster Reisebericht war die Harzreise. Diese entstand nach einer Wanderung Heines durch den Harz im Sommer 1824 und wurde 1826 veröffentlicht. Heine verarbeitet in diesem
Werk durch satirisch-witzige Elemente die aktuellen politischen Verhältnisse in Deutschland.
1834 entstand die bekannteste Flugschrift des Jungen Deutschlands Der hessische Landbote von Georg Büchner und Friedrich Ludwig Weidig. In diesem Werk werden die hessischen Bauern zur Revolution gegen die Obrigkeit aufgerufen.


Dramatik

Einer der wichtigsten Dramatiker des Jungen Deutschlands war Christian Dietrich Grabbe, der das Geschichtsdrama bevorzugte. Er legte wichtige Grundsteine für die Entwicklung des epischen Dramas, vor allem in seinem Werk Napoleon oder Die hundert Tage (1831). Seine Dramen sind voller Pessimismus, enden jedoch nicht im Weltschmerz sondern wollen das Wirklichkeitsverständnis seiner Zeit kritisieren.
Georg Büchner hingegen bekam von seinen Zeitgenossen kaum Anerkennung. Dieser schrieb jedoch das erste soziale Drama der deutschen Literatur, namens Woyzeck, in dem zum ersten Mal ein Mann aus der untersten Gesellschaftsschicht zum Helden einer Tragödie wird.


Vertreter und Werke des Jungen Deutschlands:


Heinrich Heine (1797-1856):
- Reisebilder (3 Teile: 1826, 1827 und 1830) z.B. Die Harzreise, Die Nordsee, Neuer Frühling, Die Reise von München nach Genua
- Buch der Lieder 81827)
- Die romantische Schule (1836)




Georg Büchner (1813-1837):

- Der Hessische Landbote (1834)
- Dantons Tod (1835)
- Woyzeck (1836)
- Lenz (1839)



Christian Dietrich Grabbe (1801-1836):


- Don Juan und Faust (1829)
- Napoleon oder Die hundert Tage (1831)


Karl Gutzkow (1811-1878)

Heinrich Laube (1806-1884)

Theodor Mundt (1809-1861)

Ernst Willkomm (1810-1886)

Ludwig Börne (1786-1837)


Ziele:

Die Dichter des Jungen Deutschlands wollten sich gegen die restaurative und reaktionäre Politik Metternichs und die Fürsten des Deutschen Bundes wenden. Sie engagierten sich für demokratische Freiheitsrechte, soziale Gerechtigkeit und die Überwindung überkommener religiöser und moralischer Vorstellungen. Der Idealismus der Klassik und der Romatik wurde abgelehnt, da ihnen diese beiden Richtungen zu realitäts- und lebensfern erschienen. Litertur durfte nicht elitär sein, sondern auf gesellschaftliche und politische Missstände aufmerksam machen. Die Jungdeutschen sahen sich selbst als Erben und Fortführer der Aufklärung und wurden zu literarischen Wegbereitern der bürgerlich-liberalen Märzrevolution 1848/49.
Sie erhofften sich die Einheit Deutschlands in der Form einer Republik und somit die Überwindung des Feudalismus.




Literatur des Vormärz



Lyrik


Die Lyrik war für die Autoren des Vormärz die wichtigste und beste Möglichkeit, ihre Gedanken und politischen Meinungen in Worte zu fassen und anderen mitzuteilen. Aufgrund der bevorstehenden Märzrevolution von 1848 war die Literatur des Vormärz größtenteils oppositionell und revolutionär politisch.Der Vormärz, der politische Veränderungen in Deutschland anstrebte und eine Verbesserung der Lebensumstände erhoffte, stand im Gegensatz zur Literatur des konservativen, restaurativen und politisch resignierten Biedermeiers.Die wichtigsten Genres dieser Literaturepoche sind der Brief, der Reisebericht und das Gedicht.
Im typischen Beispiel Heinrich Heines Deutschland.Ein Wintermärchen werden die aktuellen politischen Geschehnisse und das gesellschaftliche Verhältnis , teils mittels Parodie, kritisiert,aber auch Eindrücke und Gefühle finden in diesem Reisebericht ihre Bedeutung.
Trotz einiger Zensurverbote wurden Massen an Werken veröffentlicht, welche ihren Schöpfer sehr bekannt machten, wie zum Beispiel Georg Herwegh mit seiner Sammlung Gedichte eines Lebendigen".


Die Epik und die Dramatik fanden in der Zeit des Vormärz keinen großen Anklang.


Sozialistische Literatur


In der Zeit der Märzrevolution war das Bürgertum die führende Kraft. Jedoch auch die Arbeiterklasse begann sich eigenständig zu machen, besonders in der Politik. Arbeiter- und Industrieromane, Reportagen, Skizzen und Berichte waren die wohl verbreitetsten Formen dieser Epoche.


Die wichtigsten Vertreter und Werke des Vormärz

Ferdinand Freiligrath(1810-1876)

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) :
Unpolitische Lieder (1840/41)
Das Lied der Deutschen (1841)



Heinrich Heine (1797-1856) :
Die schlesischen Weber (1844)
Deutschland. Ein Wintermärchen (1844)
Romanzero (1851)



Georg Herwegh (1817-1875) :
Gedichte eines Lebendigen (1841)
Aufruf(1841)
Bundeslied für den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (1863)

Zur Gründung des ADAV (Allgemeiner Deutscher Arbeiter Verein) schrieb Herwegh 1863 "Das Bundeslied" als Hymne auf das revolutionäre Proletariat. Im folgenden die letzten drei von insgesamt zwölf Strophen des Bundeslieds:

Mann der Arbeit, aufgewacht!
Und erkenne deine Macht!
Alle Räder stehen still.
Wenn dein starker Arm es will.

Deiner Dränger Schar erblaßt,
Wenn du, müde deiner Last,
In die Ecke stellst den Pflug.
Wenn du rufst: Es ist genug!

Brecht das Doppeljoch entzwei!
Brecht die Not der Sklaverei!
Brecht die Sklaverei der Not!
Brot ist Freiheit, Freiheit Brot!


Georg Weerth (1822-1856) :
Humoristische Skizzen aus dem deutschen Handelsleben (1847/48)