Donnerstag, 12. November 2009

Realismus


Die Zeit des Realismus erstreckt sich in der Literaturgeschichte von circa 1848 bis 1890.
Diese teilt sich inhaltlich auf in "bürgerlicher Realismus" und den "poetischer Realismus".

Bürgerlicher Realismus

Aufgrund der Industrialisierung und der damit verbundenen neuen Entwicklungen in den Naturwissenschaften und der Technik, der Urbanisierung, der Ausdifferenzierung des Bürgertums und der sozialen Frage setzten sich die Autoren des bürgerlichen Realismus besonders mit der konkreten Wirklichkeit auseinander.
Sie alle vertraten die ethische Forderung nach humanem Handeln und setzten sich für die Entfaltungsmöglichkeiten des Individuums ein, da diese aufgrund der derzeitigen Lebensumstände und der Gesellschaft nicht viel Platz einnahmen.Dieser psychologische Realismus legt besonderen Wert auf die Beschreibung des Innenlebens der Figuren.
Die Autoren waren bestrebt die Welt in sich schlüssig, detailgetreu und in einem in sich schlüssigen Werk darzustellen.
Auch die Philosophen und Wissenschaftler, wie Karl Marx, Darwin und Le Comte beteiligten sich an dieser Strömung mit Materialismus, Atheismus, Sozialismus, Darwinismus, Empirie und Positivismus.


Poetischer Realismus

Da die Autoren des Realismus die konkrete Wirklichkeit der Welt zwar offenbaren wollten, jedoch nicht von Elend, Misere und alltäglichem Leben schreiben wollten, versuchten sie mit Humor die Welt zu "verklären" ,zu "poetisieren" , eine Fiktion als wirklich empfinden zu lassen, das Wahre aus dem Leben zu filtern und somit Interessen zu vertreten,zu fördern, zu klären und zu belehren und dennoch glaubhaft zu sein.
Daher schlossen sie von vornherein fast vollständig Stoffe und Probleme aus, die mit Industrialisierung, Urbanisierung, Proletariat und sozialer Frage zu tun hatten.

„Die Welt ist die Äußerung einer unvernünftigen und blinden Kraft; in ihr zu leben heißt leiden.“
– Arthur Schopenhauer


Sie konzentrierten sich eher auf historische Stoffe oder ländliche oder kleinstädtische Regionen und Lebensweisen.
Ihre Hauptfiguren stammten meist aus bürgerlichem oder adligem Hause.
Im poetischen Realismus spielte vor allem der Roman und die Novelle eine große Rolle.



Wichtige Autoren und Werke:

Friedrich Hebbel ( 1813-1863 ) :
Maria Magdalena (1844,Drama)
Agnes Bernauer (1855,Drama)

Theodor Storm ( 1817.1888 ) :
Immensee (1849,Novelle)
Pole Poppenspäler (1875,Novelle)
Der Schimmelreiter (1888,Novelle)
Gedichte

Gottfried Keller (1819-1890 ) :
Der Grüne Heinrich (1854/55,Roman)
Die Leute von Seldwyla (1.Band 1856,2.Band 1873/74, Novellen)
Gedichte


Wilhelm Raabe (1831-1910 ) :
Die Chronik der Sperlinggasse (1857,Roman)

Theodor Fontane (1819-1898) :
Unterm Birnbaum (1885,Roman)
Frau Jenny Treibel (1892,Roman)
Effi Briest (1895,Roman)
Der Stechlin (1897,Roman)
Gedichte



Theodor Fontane



Gustave Flaubert : Madame Bovary (1857)
Émile Zola : Germinale (1885)
Lew Tolstoi : Krieg und Frieden (1868)
Charles Dickens : Oliver Twist (1837, Roman)
Mark Twain : Die Abenteuer des Tom Sawyer (1876,Roman)

Freitag, 6. November 2009

Naturalismus

Die Epoche des Naturalismus lässt sich circa in die Jahre von 1880-1900 einordnen und beruht hauptsächlich auf Naturbeobachtungen. Die Autoren des Naturalismus stammten meist aus dem Kleinbürgertum und waren liberal eingestellt, was auch ihre Sympathie zu der Sozialdemokratischen Partei, die jedoch bis 1890 verboten war, zeigt.
Sie lebten in Großstädten, wie Berlin, wo sie die große soziale Misere erfahren mussten. Dort schlossen sie sich zu Gruppen zusammen und entwickelten mit ihren Zeitschriften Diskussionforen und führten in verschiedenen Vereinen ihre Dramen auf, die ansonsten wegen der preußischen Zensur verboten worden wären.

Ein zentrales Thema des Naturalismus ist die Erfahrung des sozialen Elends, sowie natur- und sozialwissenschaftliche Theorien und Forschungsergebnisse. Von großem Belangen war auch die starke Wissenschaftsorientierung, denn metaphysische Erklärungen hatten von nun an keine Bedeutung mehr, weswegen die Wirklichkeit auch möglichst genau dargestellt werden sollte und nur noch mit exakten naturwissenschafltichen Methoden gearbeitet wurde.

Literatur des Naturalismus:

In der Literatur sollen jetzt auch wissenschafltiche Grundlagen verarbeitet werden und der Mensch soll als biologisches, gesellschaftliches und individuelles Wesen dargestellt und den aus der Biologie, Soziologie und Psychologie entwickelten Gesetzen unterworden werden. Das heißt, dass der Mensch von den drei Faktoren "Rasse", "Zeit" und "Milieu", also von Erbgut, Bedingungen und Gegenwart bestimmt wird --> der freie Wille wird in Frage gestellt.

Kunst des Naturalismus:

Die Kunst dieser Epoche soll die Natur genau wiedergeben und damit auch das Hässliche und Elend darstellen.



Die Akteure in den Werken der Autoren des Naturalismus sind oft gezielt gewählte Figuren aus der Unterschicht. Das lässt sich wahrscheinlich darauf zurückführen, dass die Autoren selbst der Unterschicht angehörten und somit die soziale Not in ihren Werken thematisieren wollen. Weitere Themen sind die Zerstörung von Familien, Alkoholprobleme, Unterdrückung, Verbrechen oder gestörte Sexualität, womit die Autoren Mitleid erregen, sowie Sozialkritik äußern möchten.

Epik des Naturalismus:
Im Bereich der Epik zeigt sich die neue Darstellungsform des "Sekundenstils", der die Sprechweise der Figuren imitiert und das Milieu im Detail abbildet.

Die Ende des 19.Jahrhunderts großen gesellschaftlichen Veränderungen in Europa, wie die Industrialisierung, der Imperialismus und die Verstädterung, prägten den Naturalismus. Die Thematik der sozialen Frage, des terministischen Menschenbild und der Gestaltungsmittel hatten jedoch nur geringes Potential, da mit Symbolen und mystischen Bildern gleichzeitig schon die literarische Gegenströmung des 20.Jahrhunderts angedeutet wurde.

Wichtige Autoren und deren Werke:

Gerhardt Hauptmann(1862-1946):

Vor Sonnenaufgang (1889, Drama)

Die Weber (1893, Drama)

Die Ratten (1911, Drama)













Autorenteam Arno Holz(1863-1929)und Johannes Schlaf(1862-1941):

Familie Selicke (1890, Drama)

Papa Hamlet (1889, Prosaskizze)















Ludwig Anzengruber (1839–1889)

Max Bernstein (1854–1925)